Vier Jahre ist es her, dass der Weltzahnärzteverband FDI seine erste politische Stellungnahme zum Thema Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin abgab. Damals hieß es, der zahnärztliche Berufsstand solle die nachhaltigen Entwicklungsziele in die tägliche Praxis integrieren und einen Wandel zu einer grünen Wirtschaft unterstützen. Etwa durch die Vermeidung von Einwegmaterialien, die Reduzierung des Strom-, Wasser- und Papierverbrauchs und mehr Forschung zu den Folgen zahnärztlicher Tätigkeit für die Umwelt.
Eine erste Grundlage dafür lieferte zwei Jahre später der Brite Dr. Brett Duane, außerordentlicher Professor am Trinity College Dublin für öffentliche Gesundheit und Zahnmedizin. 2019 zeigte Duane mit Kollegen in einer Forschungsarbeit, dass sich der Löwenanteil des CO2-Fußabdrucks der Zahnmedizin im Nationalen Gesundheitsdienst Großbritanniens (NHS) dem Einfluss der Praxisinhaber weitestgehend entzieht: Fast zwei Drittel der Emissionen entfielen 2014/2015 auf das Pendeln der Mitarbeiter sowie den Hin- und Rückweg der Patienten. Nur 19 Prozent resultierten aus der Produktion und Lieferung von Verbrauchsgütern, 15 Prozent aus dem Energieverbrauch der Praxen und Kliniken.
INTERVIEW MIT DR. DÖRTHE FISCHER
„RESSOURCENSCHONUNG SOLLTE ZUM FESTEN BESTANDTEIL DER UNTERNEHMENSFÜHRUNG GEHÖREN“
Zahnärztin und Heilpraktikerin Dr. Dörthe Fischer ließ sich nach 13 Jahren in einer Gemeinschaftspraxis 2019 in eigener Praxis im Herzen Würzburgs nieder. Sie arbeitet mit einem fünfköpfigen Team, ihr Angebot reicht von ästhetischer Zahnmedizin bis zu Homöopathie und Naturheilverfahren. Beim Wettbewerb „Die Grüne Praxis“ gehörte sie zu den 22 Preisträgern. Wie kamen Sie zum Umweltschutz? Dr. Dörthe Fischer: 2017 habe ich privat mit der Imkerei begonnen. Die Arbeit in und mit der Natur hat meinen Blickwinkel stark beeinflusst. Damals war ich noch in einer Gemeinschaftspraxis tätig und das Praxiskonzept war ein komplett anderes. Zugunsten der Wirtschaftlichkeit wurde bewusst auf Nachhaltigkeit verzichtet. Im Rahmen meiner eigenen Niederlassung habe ich mir daher sehr viele Gedanken zu Green Dentistry gemacht. Häufig kann man bereits mit kleinen Änderungen einen Beitrag leisten: Ein kleiner Schritt für uns, ein großer Schritt für die Umwelt. Nennen Sie mal ein paar kleine Schritte. Wir haben Ökostrom. Und bei den Mundspülbechern haben wir auf Edelstahlbecher umgestellt. Diese sind nahezu unbegrenzt lange wiederverwendbar und im Thermodesinfektor hygienisch aufbereitbar. Außerdem gibt es bei uns keine Einmal-Patientenumhänge aus Kunststoff – wir verwenden Baumwolltücher, die in der Waschmaschine mit einem RKI-gelisteten Desinfektionswaschmittel wiederaufbereitet werden.
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